Responsorium

Anmerkungen zum Stück

Responsorium basiert auf der Idee der „Antwort“ als Archetyp in Musik und Physik. Es entwickeln sich Mono-, Dia- und Multiloge auf verschiedenen Ebenen von Raum und Zeit.

respondeo 1. dagegen versprechen, geloben; 2.a) antworten; b) (Orakel) Bescheid geben; c) sich melden, sich stellen; 3.a) entsprechen; b) (räuml.) gegenüberliegen; c) einer Sache gewachsen sein; d) vergelten.

Die Impulsantwort (engl. impulse response) h(n) eines linearen zeitinvarianten Systems ist die Fourier-Rücktransformierte der Übertragungsfunktion H(w). Das System wird daher durch seine Impulsantwort ebenfalls vollständig beschrieben.

responsorial: aus der jüdischen Liturgie abgeleiteter und besonders in der frühchristlichen Psalmodie ausgeprägter Gesangsvortrag, bei dem Gemeinde oder Chor refrainartig auf einen solistisch vorgetragenen Vers anworten; siehe auch Responsorium

Klangbeispiele

Convolution: Tischtennisball x Gefäßflöte:


Convolution: 2 Tischtennisbälle miteinander:


Convolution: 3 Tischtennisbälle miteinander:


Hörbeispiel (reduziert auf Stereo):

Anmerkungen zur Realisation

Das Stück wurde vollständig auf einem PowerMacintosh 8500 mit einem ProTools-Hardiskrecording-system produziert. Für die Klangbearbeitung habe ich hauptsächlich SuperCollider2 sowie SoundHack und GRM-Tools verwendet. Als wichtigste Verfahren kamen Convolution, Filterung und verschiedene Verzögerungsalgorithmen zum Einsatz.
Durch „fraktale Triggerung“ (ein Klang ruft durch seine Zeitstruktur verkleinerte Instanzen seiner selbst aus, diese wiederum weiter verkleinerte usw.), Convolution und andere Methoden habe ich versucht - so wie ein Raum mit Nachhall auf einen Klang antwortet - Klänge mit sich selbst oder mit anderen Klängen zu beantworten, so als wäre die Klänge als Räume ineinander enthalten.
Die Art und die Dichte der Klänge und Prozesse in der Gesamtform des Stückes folgen dem Auf- und Abbau eines diffusen Schallfeldes in einem Raum.

Review


Bedeutung zertrümmert - Elektronische Musik bei der Kryptonale

Der kleine Wasserspeicher am Prenzlauer Berg ist mit seinem halligen Zentralbau Chance und Falle zugleich für jene "Raumklangkonzerte" mit elektronischer Musik, zu denen die Kryptonale auch in diesem Jahr wieder lud. Klang ist hier viel, allein die Projektion künstlicher Musikräume in die akustisch problematische Architektur will kaum überzeugend gelingen. Selbst trockene Impulse erhalten in diesem Gewölbe Weite und an die Stelle präziser räumlicher Ortung tritt die Wahrnehmung einer eher diffusen Tiefenstaffelung.

Zwei Leiter von Berliner Studios für elektroakustische Musik stellten in diesem Rahmen neue Werke vor. André Bartetzki (Hochschule für Musik Hanns Eisler) thematisiert in seinem zehnminütigen "Responsorium" Beschleunigungsprozesse in synthetischen wie konkreten Klangbändern. Dabei markieren immer rascher springende Tischtennisbälle den Übergang zu farbigeren Gestalten, die mit glissandierendem Nachhall oder künstlicher Überführung verschiedener Klänge ineinander zu Irritationen auf unterschiedlichen Ebenen führen. Der Einsatz von Bruchstücken traditioneller Gesänge sprengt jedoch diese feine Kalkulation. Plötzlich stehen bereits durch den Titel evozierte religiöse Konnotationen im Raum.
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Volker Straebel
Musikwissenschaftliche Praxis Berlin