Das mehrteilige Stück On Growth and Form ist eine Hommage an den frühen Biomathematiker D'Arcy Wentworth Thompson und dessen im Jahr 1917 erschienenen Hauptwerk gleichen Titels. Alle vier Teile sind "lebende Bilder", die sich auf jeweils ein Kapitel aus diesem Buch beziehen und einige der darin beschiebenen grundlegenden Ideen aufgreifen und klanglich, musikalisch, interaktiv, visuell und szenisch interpretieren:
I. The Equiangular Spiral
II. The Shape of Horns. With a Note on Torsion
III. The Forms of Cells and Cell-Aggregates
IV. On the Theory of Transformations
On Growth and Form ist ein Auftragswerk des Festivals pyramidale #16 zum Thema "Kultivieren & Verwildern" und wurde im September 2017 im Ausstellungszentrum Pyramide in Berlin-Hellersdorf uraufgeführt.
Elena Kakaliagou, Horn
Andre Bartetzki, Elektronik
Zusammenschnitt von der Uraufführung:
D'Arcy Wentworth Thompson untersucht in seinem vor genau 100 Jahren publiziertem Buch "On Growth and Form" die Rolle physikalisch-mathematischer Gesetze (insbesondere von Mechanik und Geometrie) bei der Herausbildung von Formen und Strukturen lebender Organismen.
Als einer der Ersten hat er die Anordnung von Blättern, Blüten und anderen Pflanzenteilen mit Hilfe von Fibonacci-Folgen beschrieben, gemeinsame physikalische Bildungsgesetze von Hautschichten, Bienenwaben und Seifenschaum formuliert, und den Knochenbau von Wirbeltieren wie ein Konstrukteur von Brücken oder Kathedralen aus statischer Perspektive untersucht. Mit Hilfe von Mathematik und Physik suchte Thompson für Formbildung und Wachstum bewußt andere Erklärungsmodelle außerhalb des Rahmes der schon damals wissenschaftlich akzeptierten Evolutionstheorie.
Am bekanntesten ist das Kapitel "Über eine Theorie der Transformation oder den Vergleich verwandter Formen", in dem er sich u.a. auf Albrecht Dürers Proportionslehre bezieht und diese systematisch weiterentwickelt. "On Growth and Form" wiederum hat bis heute Architekten, Anthropologen und Künstler immer wieder inspiriert und lebt in Form moderner interdisziplinärer Forschungsgebiete, wie Bionik und mathematischer Biologie, oder im Design und in algorithmischer Kunst weiter.