unterton


Ausstellung

unterton wurde beim 5. Erlanger Hörkunstfestival im Januar 2009 im Foyer des Markgrafentheaters präsentiert.
Dem Thema des Festivals "Sprache suchen - Klänge finden" folgend habe ich einen Großteil der Klänge für unterton durch Bearbeitung einiger Worte einer Sprachaufnahme ("vom Hören zum Verstehen") gewonnen.

Die Installation basiert auf dem gleichen Prinzip wie Songs from the Wood (in der Version für Lissabon): aus Holzbrettern wurden einfache Hörliegen mit erhöhtem Kopfende konstruiert. Unter jeder Liege sind zwei elektroakustische Transducer ("body shaker") befestigt. Diese body shaker regen die Bretter mit teilweise sehr intensiven tiefen Klängen zu starken Vibrationen an, wobei die Körper der auf den Brettern liegenden Hörer durch ihr Eigengewicht ebenfalls mehr oder weniger direkt an die Transducer gekoppelt sind Die Hörer nehmen die Schwingungen auf doppelte Weise wahr: das Fühlen der Vibrationen und das Hören der Klänge - sowohl auf normale Weise per Luftschall als auch im stärkeren Maße per Knochenleitung. Die relative Bewegungslosigkeit des eigenen Körpers einerseits und die starken Vibrationen im Schädel und in der Wirbelsäule andererseits erzeugen ein intensives Gefühl von Nähe und Eingeschlossenheit im Gegensatz zu dem der Entferntheit und Differenziertheit in normalen Hörsituationen.

Bild- und Klangmaterial


Klangbeispiele:





Programmtext

wer nicht hören kann, muss fühlen
mit spürbarem unterton
drückende stimmung
gutes sprachgefühl
bebende stimme
good vibrations
subharmonisch
mitschwingen
körperschall
tiefe lage
glottal
stop

Anmerkungen zur Realisation

Jede Hörliege besitzt 2 Transducer an der Unterseite: einen oberen in Höhe des Kopfes und einen im Bereich der unteren Lendenwirbelsäule. Stereoklänge können somit als Impulse und Erregungen in verschiedenen Regionen des Körpers wahrgenommen werden. Ein Transducer oder "body shaker" überträgt seine Schwingungsenergie nicht wie ein normaler Lautsprecher über eine leichte Pappmembran an die Luft, sondern vielmehr durch feste Ankopplung seiner eigenen Masse an eine andere schwingfähige Masse bzw. an einen Resonator. Im Falle meiner Installation besteht der Resonator aus dem Holzbrett und dem darauf liegenden Körper des Besuchers. Die Body Shaker haben eine Eigenresonanz bei etwa 50-60 Hz, d.h. sie geraten in diesem Frequenzbereich besonders stark in Schwingung, was zu einer Betonung tiefer Frequenzen führt.
Bei der Gewinnung von Klängen aus der Sprachaufnahme habe ich vor allem versucht, tieffrequente Töne und impulshafte Geräusche aus den Sprachlauten abzuleiten, und dies möglichst nicht nur durch einfaches pitch-shifting oder Filterung. Die Sprachaufnahme wurden dazu verschiedensten Bearbeitungstechniken vor allem der Granular- und Waveset-Resynthese unterworfen, die ich in der Programmiersprache SuperCollider3 unter Zuhilfenahme einer von Alberto de Campo geschriebenen Klasse zur Wavesetanalyse realisiert habe. Die Prinzipien der Wavesetsynthese und ihre kompositorischen Anwendungen werden von Trevor Wishart in seinem lesenswerten Buch "Audible Design" ausführlich beschrieben.