Diese um eine visuelle Ebene erweiterte Version meiner früheren elektroakustischen Komposition Encounters enstand für das Festival "Digitizmir" im Oktober 2015 in Izmir (Türkei).
"Encounters" ist eine 8-kanalige Computermusikkomposition, in der technische und kompositorische Modelle aus der Frühzeit der elektroakustischen Musik auf eine andere Ästhetik übertragen wurden. Die Klänge wurden fast ausschließlich mit gefilterten Impulsfolgen generiert. Die Gesamtstruktur, die Impulsfolgenparameter, die Filtereinstellungen und die räumliche Aufteilung sind von einer Allintervallreihe sowie Primzahlverhältnissen abgeleitet - Hilfsmittel, die in der seriellen Komposition der 50er Jahre größtmögliche Diversität und dennoch Zusammenhang sichern sollten.
Obwohl die einzelnen Teile beim ersten Hören statisch zu sein scheinen, gibt es immer wahrnehmbare Veränderungen oder Variationen. Es geht um Zeit und Oberflächen im Raum, um Immersion und Auflösung.
Im Unterschied zum rein synthetischen Klang wurde in der visuellen Ebene mit voraufgenommenem Material gearbeitet. In der Hauptsache sind dies kurze Aufnahmefragmente von Druckgussmaschinen (siehe auch Hrönir), aber auch Handbewegungen einer Tänzerin (siehe auch Prometeus). Die visuellen Texturen, die aus diesem Material erzeugt wurden, sind nach abnehmendem Verfremdungsgrad organisiert, korrespondieren aber auch mit der musikalischen Strukturreihe.
"Encounters" wurde mit Hilfe der Synthesesprache SuperCollider unter Mac OSX programmiert. Eine Strukturreihe wurde immer wieder auf verschiedene Weise auf alle möglichen Parameter eines simplen Quelle-Filter-Modells (Impuls > Resonanzfilter > Surroundposition) angewandt. Die so entstandenen 8-kanaligen Texturen wurde ihren Dichtegraden entsprechend (homogene Flächen, rhythmische Ketten, Einzelereignisse) entlang derselben Strukturreihe zur Gesamtform angeordnet.
Die visuelle Bearbeitung und Organisation wurde mit openFrameworks realisiert. Dadurch können alle Effekte und Clips in Echtzeit über OSC und SuperCollider zum Ton synchronisiert und jederzeit nachträglich verändert oder z.B. an die Projektionsverhältnisse angepasst werden.