Klängematten


Ausstellung

Klängematten geht von einer ähnlichen Wahrnehmungskonstellation aus wie meine früheren Arbeiten Songs from the Wood und unterton: dem privaten Hörraum, eingebettet eine natürliche akustisch lebendige Umgebung. Mit verschiedenen Schallübertragungsmethoden werden zwei unterschiedliche aber dennoch eng verwandter Wahrnehmungsmodalitäten angesprochen: das Hören hochfrequenter Geräusche und Töne und das somatosensorische Spüren tieffrequenter Vibrationen. Zu dieser spektral-räumlichen Zweiteilung kommen davon nicht zu trennende unterschiedliche Distanzempfindungen: von inneren bzw. den eigenen Körper umschließenden Schwingungen und äußeren, sich mit der Umwelt vermischenden künstlichen Klängen.

Die Klängematten wurden zum ersten Mal bei der Soundtour / Randspiele Anfang Juli 2013 in Zepernick präsentiert und kurz darauf bei KlangkunstProjekte Leipzig zur Improv.2013.

Bild- und Klangmaterial


Klangbeispiel (Aussenaufnahme*):


*Anmerkung: diese Aufnahme wurde mit einem in die Hängematte gelegten Handy-Recorder gemacht:
Die tieffrequenten, für den Hörer in der Hängematte nur zu erspürenden Vibrationen können mit konventionellen Mikrofonen und Membranlautsprechern aber nicht adäquat aufgenommen bzw. wiedergegeben werden. In dieser Aufnahme erscheinen diese Vibrationen stattdessen als "Schnarren", das durch die schnellen Bewegungen des gesamten Aufnahmegeräts und durch Reibungen des Hängemattennetzes am Recordergehäuse verursacht wurde.
Die Andersartigkeit der beiden Schallübertragungsarten dieser Installation - die hohen Luftschallklänge und der als Vibrationen wahrgenommene tieffrequente bzw. Infraschall - kommt in dieser Aufnahme dennoch gut zur Geltung.

 

Anmerkungen zur Realisation

Einfache Netzhängematten werden am Kopfende mit einem Body-Shaker bzw. Transducer und am Fußende mit zwei einfachen Hochtonlautsprechern versehen. Der Body-Shaker überträgt seine Schwingungsenergie über die Hängematte auf den in ihr liegenden Hörer, der durch sein Gewicht das Netz der Hängematte stark spannt und so die Übertragung der Vibrationen optimiert. Die beiden Hochtöner sind so weit wie möglich voneinander entfernt an den Außenseiten des Fußendes der Hängematte angebracht, um ein stereophones Klangbild übertragen zu können. Die verwendeten Autohochtöner bzw. deren Anordnung "unterhalb" des Kopfes (d.h. aus Richtung der Füße strahlend) zeigen allerdings einen unerwarteten aber nicht unwillkommenen räumlichen Effekt: die Lokalisation der hochfrequenten Klänge stimmt nur selten mit der tatsächlichen Position der beiden Hochtöner oder möglicher dazwischen liegender Phantomschallquellen überein. Vielmehr scheinen die Klänge zumeist aus verschiedenen Richtungen bis zu 1 m oberhalb und seitlich des Fußendes zu kommen. Ob dieser Effekt speziellen Eigenschaften der verwendeten Lautsprecher oder vielleicht bisher kaum beachteten allgemeinen psychoakustischen Eigenschaften beim Hören von Schallquellen unterhalb des Körpers zuzuschreiben sind, wurde von mir nicht weiter untersucht.

Jede Klängematte wird mit dreikanaligen speziell für diese Installation komponierten Klangszenen bespielt, die sowohl den klanglichen Eigenschaften der eingesetzten Schallwandler als auch der Hörsituation - im Freien liegend und ruhend - Rechnung tragen. Der Body-Shaker übernimmt dabei nicht , wie oft üblich, die Rolle eines das Klangbild in der Tiefe ergänzenden Subwoofers, sondern überträgt eine separate musikalisch-klangliche Ebene, die die hochfrequenten Szenen kontrapunktiert oder mit ihnen alterniert.