String-Theory

Aufführungen

String-Theory entstand auf Anregung von Lenka Župková für unser gemeinsames Konzertprogramm Violine und Elektronik.
Das Stück wurde während des Festivals "Nuit d'hiver #3" im Dezember 2005 im GRIM Marseille mit Lenka Župková an der Violine uraufgeführt.
Weitere Aufführungen:
April 2006 in Kiew, organisiert vom Goethe-Institut Kiew, sowie in Odessa zum Festival "2 Tage und 2 Nächte Neuer Musik", ANM Ukraine.
Juni 2006 in Weimar im Rahmen meines Porträtkonzerts an der Musikhochschule "Franz Liszt".
März und April 2007 im Rahmen einer kleinen Konzerttournee in Tschechien (Pardubice, Prag, Opava).
November 2007 in unserem Konzert im Rahmen der Konzertreihe von Miso Music Portugal 2007 im Instituto Franco-Português in Lissabon.

String-Theory wurde auf Lenka Župkovás Porträt-CD "Prague/Hannover" bei Schott/WERGO veröffentlicht.

Bild- und Klangbeispiele

Videoaufnahme der Uraufführung am GRIM, Marseille:




grafische Partitur der Elektronik verwendete Flageoletts und Doppelgriffe


Hörbeispiel (Violine - Lenka Župková, electronics - Andre Bartetzki):


Impulstöne auf leeren Saiten:

Anmerkungen zum Stück

Die Stringtheorie ist ein Versuch, alle Elementarteilchen und Fundamentalkräfte der Natur als verschiedene multidimensionale Schwingungsmoden winziger eindimensionaler Fäden (Strings) zu erklären und so in einer einzigen Theorie zu vereinen. Die von uns beobachtbare physikalische Raum-Zeit scheint nur 4 Dimensionen zu besitzen, aber es könnten ebenso gut auch mehr sein. Die Stringtheorie erfordert eine 10, 11 oder 26-dimensionale Raum-Zeit, um konsistent zu sein. Der Widerspruch zwischen Beobachtung und Theorie lässt sich dadurch auflösen, sich die nicht beobachtbaren Dimensionen als zusammengerollt vorzustellen. Statt einer Visualisierung dieser höheren Dimensionen kann man sich diese aber auch einfach als zusätzliche Parameter zur Beschreibung der physikalischen Zusammenhänge denken.
Nur wenige Millimeter neben unserer 4-dimensionalen Raumzeit könnten viele parallele Universen existieren.

Anmerkungen zur Realisation

Die Violine spielt dieses Stück in einer speziellen Scordatur: G-Saite -> Eb (-4 Halbtöne) und A-Saite -> F (-4 Halbtöne). Auf diese Weise bilden die leeren Saiten - vernachlässigt man die Oktavlagen und die Reihenfolge - die chromatische Folge D-Eb-E-F. Dadurch wird es leicht möglich, mit den natürlichen Flageoletts (Oktav, Quint, Terz) 11 der 12 Töne der chromatischen Tonleiter zu spielen. Basisintervalle dieses Stücks sind der Halbton (1) und die große Septime (11). Flageoletts, einfach und in Doppelgriffen, sowie ultrakurze Impulstöne, die durch minimale Bogenbewegung bei gleichzeitig sehr starkem Bogendruck erzeugt werden, bilden das Klangmaterial auf der Violine. Beide Klangarten - Flageolett und Impulse - können als Elementarklänge auf der Violine verstanden werden: bei Flageolett-Tönen regt man die Saite bevorzugt zu einer der harmonischen Oberschwingungen an, während die Impulstöne eine einzige kurze Periode des beim Streichen mit dem Bogen entstehenden Klangs darstellen (vgl. Klangbeispiel oben). Es sind, sozusagen, spektrale und zeitliche Auschnitte aus dem normalen Geigenton.
Dieses Klangmaterial wurde in 3 Abschnitten mittels einfacher algorithmischer Modelle strukturell organisiert. Der Klang der Geige wird mit Hilfe verschiedener live-elektronischer Prozesse erweitert, die teilweise ebenfalls auf verschiedenen einfachen Strukturmodellen beruhen. Die Live-Elektronik wurde in der Programmiersprache SuperCollider3 realisiert. Zur Steuerung der einzelnen Prozesse wird eine MIDI-Faderbox verwendet.
String-Theory ist für eine variable Anzahl von Lautsprechern vorgesehen, ideal sind 4 oder 8 in kreisförmiger Anordnung.

Partitur

Review

Aus einer Rezension der CD "Prague | Hannover" von Lenka Zupková:

"... Eine neue Streichertheorie stellt Andre Bartetzki in seinem Stück String Theory von 2005 auf. Es ist ein sehr viel klassischer geprägtes, horizontaler gedachtes Stück als das von Köszeghy. Zarte, hohe Tonflächen überlagern sich, und die Elektronik sorgt für eine Art steten "Verflatterns" oder "Verschwimmens" des Klangs. Das Geräuschhafte untermauert den Einzelton und verselbständigt sich zunehmend ..."

Helmut Peters, in Neue Zeitschrift für Musik, Juli/August 2009